Pressemitteilung.

Gesundheitsministerin Melanie Huml besuchte das Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut

Als im Februar 2017 das Kinderkrankenhaus die neu gestaltete Operationsabteilung einweihte, konnte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen. Im Gegenzug versprach sie, das Kinderkrankenhaus bei nächster Gelegenheit sehr gerne zu besuchen. Nun war es soweit – und im Mittelpunkt des Besuches der Ministerin stand der Erfahrungsaustausch mit den Ärzten und Pflegekräften vor Ort.

Die Generaloberin der Solanusschwestern, Schw. M. Christine Mirlach, als Vertreterin des Alleingesellschafters sowie die Klinikleitung mit dem Geschäftsführer Bernhard Brand, den Chefärzten und der Pflegedienstleitung hatten jeweils in einem Kurzreferat die zurzeit drängendsten Themen vorgestellt. Im Anschluss daran konnte – auch unter großer Beteiligung der weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderkrankenhauses – gemeinsam diskutiert werden.

Erstes Thema war die Notfallbehandlung am Kinderkrankenhaus. Dr. Reinhard Herterich, Ärztlicher Direktor, zeigte auf, dass sich die Behandlungszahlen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt haben. Im Jahr 2016 wurden knapp 17.000 Kinder und Jugendliche notfallmäßig behandelt. Die durchschnittliche Vergütung pro Fall liegt aktuell unter 30 €. Ein bundesweit durchgeführtes, repräsentatives Gutachten errechnete zur Kostendeckung einen Betrag von 120 € pro Fall. Die Unterdeckung sei nicht hinnehmbar, so Herterich. Er verwies hier auch auf die gute Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten: Keinesfalls stehe hier die Klinik mit den Niedergelassenen im Wettbewerb.

Weiteres Thema war die vom Gemeinsamen Bundesausschuss in Berlin vorgeschriebenen strukturellen und personellen Qualitätskriterien zur Versorgung der Frühgeborenen. Das Kinderkrankenhaus erfülle hier mit Ausnahme der pflegerischen Personalbemessung von 1:1, d.h. 1 Kinderkrankenschwester auf 1 Frühgeborenes < 1.250 g Geburtsgewicht, alle Voraussetzungen zur Führung eines Perinatalzentrums der höchsten Versorgungsstufe. Die Pflegedienstleiterin, Petra Buchecker, zeigte auf, dass der Betreuungsschlüssel im Jahresdurchschnitt erfüllt werden könne. Problematisch wird es nur dann, wenn mehrere Frühchen innerhalb weniger Tage kämen. Um auch hier die ab Januar 2019 verbindlich vorgeschriebene Betreuung sicherzustellen, sind immer einige Pflegekräfte im Rufbereitschaftsdienst, um im Bedarfsfall kurzfristig die Arbeit aufnehmen zu können. Zur Gewinnung weiterer Pflegekräfte profitiert das Kinderkrankenhaus von der eigenen Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege. So werden beispielsweise dieses Jahr 15 Absolventen übernommen.

Ein sehr bewegendes und wichtiges Thema war die Kinderschutzambulanz, welche die ärztliche Leiterin, Oberärztin Pia Manjgo, vorstellte. Nahezu jedes 2. Kind macht im Laufe seines Lebens Erfahrungen mit Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch. Die Folgen dieser Gewalt können ein Leben lang andauern. Seit 2004 gibt es in unserem Kinderkrankenhaus eine Kinderschutzgruppe. Aus dieser entwickelte sich 2007 die Kinderschutzambulanz in Kooperation u. a. mit den Jugendämtern Stadt und Landkreis Landshut. Medizinische Diagnostik und Objektivierung von Verdachtsfällen stellen eine wichtige Säule für die Realisierung von Hilfsmaßnahmen dar. Die Kinderschutzambulanz ist eine Anlaufstelle für Verdachtsfälle von

Kindeswohlgefährdung und dient Institutionen wie zum Beispiel Ärzten, Jugendamtsmitarbeitern, Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, Justiz und Polizei als Ansprechpartner. Ebenso wichtig ist die weitere medizinische und psychosoziale Betreuung betroffener Familien nach vorangegangenen Auffälligkeiten. Um hier ein möglichst umfangreiches Angebot vorhalten zu können, welches den oft komplexen Situationen gerecht werden muss, erfolgt dies in enger Zusammenarbeit der Kinderschutzambulanz mit dem angegliederten sozialpädiatrischen Zentrum. Das Team besteht aus speziell geschulten Ärzten verschiedener Fachdisziplinen, Pflegekräften, dem psychosozialen Dienst und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, KoKi (koordinierende Kinderschutzstelle), Erziehungsberatungsstellen, Rechtsmedizin, anderen Kliniken und weiteren Behörden. Ein auch zwischen dem Gesundheits- und Sozialministerium diskutiertes Problem ist die ungenügende Finanzierung.

Weiteres Thema war die spezialisierte, ambulante palliativmedizinische Versorgung für Kinder und Jugendliche (SAPV KJ). Das Kinderkrankenhaus hat diesbezüglich im April 2016 einen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen geschlossen. In Niederbayern gab es keine entsprechende Versorgung, weshalb sowohl das bayerische Gesundheitsministerium als auch die Krankenkassen das Kinderkrankenhaus zu diesem Schritt ermutigte. Das StMGP leistete hierzu eine Anschubfinanzierung in Höhe von 15.000 €. Tatjana Tarabek-Danzl, die ärztliche Leiterin, stellte die Arbeit des Palliativteams dar. In 2016 wurden 40 Kinder behandelt, in 2017 sind es bereits 26 Kinder. Gleichwohl war für das Jahr 2016 ein Fehlbetrag in Höhe von 100.000 € aufgelaufen. Dieser konnte durch verschiedene Spenden (Förderverein Kinderpalliativ Hilfe Niederbayern, Paula Kubitscheck Stiftung, Unterstützervereine Landshut sowie durch Einzelspender) ausgeglichen werden.

Dr. Catharina Amarell stellte die sog. integrative Medizin vor. Dies bedeutet die Verbindung zwischen der konventionellen Medizin und naturheilkundlichen Verfahren. Die Einführung der integrativen Medizin ist Teil eines wissenschaftlich begleiteten Projektes, welches von der Carstens-Stiftung und der Eden-Stiftung gefördert wird. An diesem Projekt nehmen auch das Dr. von Haunersche Kinderspital in München und die Kinderklinik des Elisabeth-Krankenhauses in Essen teil. Insbesondere im Bereich der chronischen und „funktionell“ genannten Erkrankungen entfaltet die naturheilkundliche Medizin ihre Stärke. Sie zielt dabei auf die Belebung der Selbstheilungskräfte des einzelnen Menschen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auch auf der Lebensstilgestaltung mit besonderem Augenmerk auf dem Zusammenspiel zwischen Geist, Seele und Körper. Das Erlernen von Entspannungstechniken und Selbsthilfestrategien, regelmäßige Bewegung und ggf. eine Ernährungsumstellung sind wichtige Bestandteile. Dieses medizinische Konzept, das die Entscheidungs- und Gestaltungskraft des einzelnen Individuums permanent mit einbindet, stärkt die Willenskräfte und damit die Gesundung.

Am Schluss dankte der Geschäftsführer des Kinderkrankenhauses der Gesundheitsministerin für die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ministerium. Beispielhaft verwies er auf die Förderung der baulichen Erweiterung der Psychosomatik. Die Festlegung im Krankenhausjahresbauprogramm erfolgte bereits für das Jahr 2016, der Festbetrag beträgt 6,21 Mio €. Mit diesem Neubau verfügt das Kinderkrankenhaus nicht nur über zeitgemäße Räumlichkeiten für die bereits bestehende pädiatrische Psychosomatik, sondern kann auch weiterhin innovative Behandlungskonzepte realisieren.

Pressemitteilung der Kinderkrankenhauses St. Marien gGmbH

Foto: Christina Werner, Landshuter Zeitung, mit freundlicher Genehmigung